Archiv der Kategorie: 1.ZEICHNUNG_drawing >Weiß kann die Farbe nicht verlieren<

Debatten über Licht

Debatten über Licht, seine Quellen und seine Wirkung im Gemälde waren das Fundament einer etappenweisen Entwicklung der Malerei. Bezeichnungen wie sfumato oder lume particolare assoziiert man hauptsächlich mit Malerei. Ich bemühe mich, diese Erscheinungen durch die Zeichnung zu elaborieren. Dabei ziehe ich Nutzen aus Erfahrungen, jenen eines Lebens und denen jedes Tages. Der Zusammenstoß von Linien und ihre Verdichtung befreit das Licht oder nivelliert es gänzlich. Die Linie ist für die Spannung im Bild entscheidend und auch wie viel Zeit in ihm enthalten ist. Die rapide Oszillation, die Licht sowie Zeit beim Reflexionsvorgang erfahren, um zu Linie und Struktur auf Papier zu werden, diese sogenannte formale Problematik der Bildkonstruktion ist Thema und Basis meiner Arbeit. Jede Zeichnung erfährt eine lineare Transmission, vom Ort ihrer Entstehung auf die Fläche ihrer Bestimmung. Doch während jeder Übertragung treten Störungen, Verschiebungen und Ungenauigkeiten auf, die gleichzeitig neue Möglichkeiten der Artikulation, der Interpretation und Rezeption eröffnen. Wir leben in medialen Zeiten, die erheblichen Einfluss auf unsere Denkweise nehmen. Sie haben einen automatischen Effekt auf unser Schaffen und unsere Kreativität. Sie bieten neue Lösungen formalen Charakters an, sie vermiteln eine neue Art der Erscheinungen unter deren Eindruck wir auf diese oder jene Lösung stoßen. Meine Zeichnungen sind ein Prozess, sie sind Zeit und Zweck desselben und sie sind ebenso ihre Wirkung. Sie sind ein fertiges Resultat und trotzdem Kontinuität, die einsetzt, fortfährt, unterbrochen wird und wiederum fortfährt, um zuletzt etwas zu erschaffen. Die Transmission ist der sichtbar gemachte Prozess der Übertragung, die Fragmentierung eines Ganzen in Codebruchteile und die darauf folgende Rekonstruktion. Dabei ist jedoch die Fragmentierung, sprich, die temporäre Zerstörung der Zeichnung nicht Ziel und Zweck der Transmission, sondern eine notwendige Zwischenetappe, um das Bild von der Stelle zu bewegen.

Text: Ewa Stawiarska- Zygalska und Jakub Zygalski

Debates about light, its sources and its effect on a picture have been central to the step-by-step development of painting. Labels such as sfumato or lume particolare are primarily associated with painting. What I am trying to do, is to incorporate these aspects by drawing. While doing so I take advantage of the experience of my whole life, as well as that of every single day. The clash of lines and their compression liberate the light or level it completely. The line is crucial for the picture´s tension and also tells how much time it contains. As time and light undergo rapid oscillation they become lines and structures on a paper surface, it is this resulting formal complex of problems that has always been a subject and base for my work. Every single drawing goes through linear transmission as from the place of its origin to its destination´s plane. I am creating mainly similar pictures that I disintegrate into fragments and rearrange as new entities. In the course of each transmission however, interferences, shifts and inaccuracies occur that are at the same time giving way to new possibilities of articulation, interpretation and perception. Media ubiquitous in these times, heavily impacts our ways of thinking and automatically affects our creative work.

My drawings are a process: they represent time in end of themselves as well as through their effect on the viewer. They are conclusions, yet they are continuity, as they set in, travel on, and are interrupted while traveling towards creation. Transmission is the conversion of an interior picture into an image on a paper surface. It is a broadcast made visible, as with the fragmentation of an entity into bits of code and its subsequent reconstruction. However, this fragmentation, or the temporary destruction of a drawing, is not the aim and end of transmission, but a necessary step while setting the picture in motion.

Weiß kann die Farbe nicht verlieren

2017,2018,2019

V.oo9.18_Softblatt_130 cm x 185 cm, Graphit, Kreide, Kohle auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf Papier

*

o.T_120 cm x 150 cm_Graphit, Kreide, Kohle auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf auf Holzkörper

*

o.T_120 cm x 150 cm_Graphit, Kreide, Kohle auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf  auf Holzkörper

*

 

Rendering II_Kohle, Graphit auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf Holzkörper_130cm x 170 cm

*

Rendering III_ Kohle, Graphit auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf Holzkörper_ 130cm x 170 cm

*

Rendering IV_Kohle, Graphit auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf auf Holzkörper_130cm x 170 cm

*

lasdpiRendering VII_  Kohle, Kreide auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf Holzkörper_ 130cm x 170 cm

*

 

Snapshot _2011_Kohle, Kreide, Graphit auf Papier_Linearschnitt_ kaschiert auf Holzkörper_130 x 90 cm

2013, 2014, 2015        

aus dem Zyklus_ Weiß kann die Farbe nicht verlieren_each_o.T, Kohle, Kreide, Graphit auf Papier_Linearschnitt_ auf Holzkörper,130cm x 152 cm und 120cm x 152 cm

 

 

 

 

 

 

Weiß kann die Farbe nicht verlieren

o.T. 2005, Kohle, Kreide Graphit auf Papier auf Holzkörper  120cm x 152 cm

Foto: Gisbert Körner

  o.T. 2005, Kohle, Kreide, Graphit auf Papier, auf Holzkörper 120 x 152 cm

o.T. 2006, Kohle, Kreide auf Papier auf Holzkörper, 120 x 150 cm

o.T. 2007, Kohle, Kreide auf Papier auf Holzkörper 120cm x 150 cm

Foto Jozef Wronskio.T. 2006, Kohle, Kreide auf Papier auf Holz, 120cm x 150 cm

2007

Dr.Andrea Zupancic, DEW21 Kunstpreis 2007                                                                                                            Begründung der Entscheidung

Ewa Zygalska reduziert die Zeichnung auf ihren Ursprung. Die Zeichnung konstituiert sich aus schwarzen Linien auf weißem Papier, sie bildet nichts ab, weist auf nichts hin, sie stellt nichts dar außer dem was sie ist, ein Konvolut von Schwarz und Weiß, von Licht und Dunkel. Die Linien sind in einer unendlichen Bewegung begriffen. Sie versetzen sich untereinander in Schwingungen und werden zu einer pulsierenden Materie, die unser Auge fesselt. In einem beinahe kosmische Chaos verdichten sie sich und streben wieder auseinander. Sie weisen über die Bildfläche hinaus, und unser Auge deutet sie als Ausschnitt aus einem größeren Ganzen, das sich im Unendlichen verliert. Die Jury war beeindruckt von der stillen, meditativen Kraft der Bilder von Ewa Zygalska und ihrer technischen Perfektion.